AGBEGEGNUNG IM FOYER

 
BIF IV "Weinwunder Deutschland"

Am 31. Mai lud die Elternvertretung der Schule zur vierten, mittlerweile fast schon legendären „Begegnung im Foyer“ ein. Diese jährlich stattfindende Veranstaltung dient dem Austausch und der besseren Kommunikation zwischen Eltern, Lehrern und Erziehern. In diesem Jahr war der weltweit bekannte Weinkritiker Stuart Pigott zu Gast. Stuart Pigott hat besonders die Entwicklungen in der deutschen Weinszene begleitet und kommentiert, nicht zuletzt in seiner Kolumne in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. In Frohnau nun rockte er zusammen mit der Berliner Stimmungsband „The Beez“ das Foyer der Schule und führte die Gäste durch das deutsche Weinwunder. Es waren passenderweise zwei junge Winzer, die er dem Publikum vorstellte. Ihre in Flaschen gebannte Weinleidenschaft überzeugte auch die Berlinerzungen: von Tobias Knewitz aus Rheinhessen, der mit seinen 23 Jahren bereits überzeugende Rieslinge keltert, wird man in Zukunft noch hören. Und wer immer noch denkt, die Traube Müller-Thurgau sei hausbacken, der kennt nicht die Weine vom Winzerhof Stahl aus Franken. Das Foyer jedenfalls war gut gefüllt mit 100 Zuhörern und als Stuart Pigott als Prophet des guten Geschmacks auftrat und seine Weingesetze verlas, waren alle überzeugt, einen tollen Abend an einer tollen Schule erlebt zu haben. Schulleiter Stefan Albrecht ist stolz auf „seine“ engagierten Eltern „Dieses Ereignis schafft Nähe und bringt Schule in einen positiven Kontext. Wir ziehen ja alle an einem Strang zum Besten der Kinder.“ Unter den Gästen waren auch die Schulrätin Susanne Füllgraf und der Rektor der Victor-Gollancz-Schule Erich Ergang.


BIF III "Biografie Renée Sintenis"

Zum dritten Mal lädt die Renée Sintenis Schule ihre Eltern, Lehrer und Erzieher zu einer Begegnung im Foyer ein. Am 24. Mai, um 19 Uhr geht es los. Dieses Mal ist das Thema besonders passend: Es kommt die Berliner Autorin Silke Kettelhake mit der ersten umfassenden Biographie über die Bildhauerin Renée Sintenis. Im Gespräch mit Petra Lölsberg erzählt die Autorin über das facettenreiche Leben von Renée Sintenis in der Berliner Bohème, von ihrem interessanten Bekanntenkreis, der sich wie ein Wer-ist-Wer der Intellektuellen und Künstler der Zeit liest, aber auch überdie düstere Zeit von Nazi-Deutschland.
Michael Kleeberg, Schriftsteller und Vater einer Schülerin der RSG liest die aufschlußreichsten und spannendsten Stellen aus der Biographie. Fotografien illuminieren das Foyer im Stil der 30er Jahre. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist der Auftritt der legendären Berliner Sängerin RIA GRÜN. Mit witzigen und fetzigen Songs bringt sie, gemeinsam mit ihrem Pianisten, Eltern, Lehrer und Erzieher in Schwung! „Dieses Mal haben wir mehr Stehtische! Wir werden uns noch besser unterhalten!“ so Christoph Plachy, Vorsitzender der GEV und Mitinitiator.
Diese Veranstaltungsreihe „Begegnung im Foyer“ wird von Eltern der Schule initiiert, um Eltern, Erzieher und Lehrer auf einer angenehmen, neutralen Ebene ins Gespräch zu bringen und um das Schwein des Fördervereins zu füllen. Alle Begegnungen im Foyer sind echte low-budget-Veranstaltungen. Ein Punkt, der dem Team sehr wichtig ist. Die Künstler verzichten alle auf Gewinn und selbst John Catering kalkuliert freundliche Preise, die dem Fördervereinschwein zu gute kommen.

BIF II "Der geduldete Klassenfeind"

Zum zweiten Mal lud die Renée-Sintenis-Grundschule zur „Begegnung im Foyer“ ein. Zur Erinnerung: diese Veranstaltung soll Eltern, Erziehern und Lehrern ein positives Erlebnis am Tatort Schule gewähren und sie miteinander ins Gespräch bringen. Dafür ist die Lesung mit Gespräch ein probates Mittel. Organisiert wird dieses Foyer von ein paar engagierten Eltern, die dieses Mal den Journalisten Peter Pragal  gewinnen konnten sein Buch „Der geduldete Klassenfeind - als West-Korrespondent in der DDR“ in Frohnau vorzustellen. Das Schulfoyer glich stilecht einem Salon aus besten DDR-Tagen. Mit Staatsfahne und Originalmobiliar wurden die 140 Gäste auf die Lesung eingestimmt. Bevor es losging, zeigten zwei Schüler der Georg-Herwegh-Oberschule ihre musikalischen Talente: die Sängerin Linda Czyborra und der Pianist Sebastian Hamacher beeindruckten durch gekonnte sanfte Jazzklänge. Die beiden sind auch schon im „Schlot“ in Mitte aufgetreten.

Im Gespräch mit dem gut präparierten Kabarettisten und ehemaligem RSG-Vater Martin Quilitz erzählte Peter Pragal von seinen Erfahrungen in der DDR. Er zog 1974 als erster West-Korrespondent mit seiner ganzen Familie nach Ost-Berlin. Seine Kinder besuchten den dortigen Kindergarten und die Grundschule. Eine Entscheidung, die, wie er berichtete, für die Pragals nur logisch war, die Kinder sollten dort zur Schule und zur Kita gehen, wo die Eltern arbeiteten. Den DDR-Behörden verursachte das jedoch Kopfzerbrechen. War die Entscheidung der Pragals nun die Anerkennung der Überlegenheit des sozialistischen Schulsystems oder perfides Ausspionieren, schließlich arbeitete der Vater ja als Journalist der Süddeutschen Zeitung. Es waren viele bizarre, oft erst im Nachhinein witzige Anekdoten, aber auch bitterernste Erlebnisse, die der Journalist schilderte.

Die Ost-West-Thematik des Abends ergänzten die beeindruckenden Fotografien Günther Kraukes, eines Lehrers der RSG. Er hat die Berliner Mauer vor, während und nach dem Abriss  dokumentiert. Wie schon beim ersten Mal nahmen die Gäste das Konzept der Veranstaltung begeistert an. Bis nach 22.30 Uhr fand man Eltern, Lehrer und Erzieher in angeregte Gespräche verwickelt und mittendrin entdeckte man Peter Pragal. Der sich verabschiedete mit den Worten: „Ich habe selten so viel Resonanz  im Anschluss  an eine Lesung erhalten wie hier. Ich habe mich hier ungeheuer wohlgefühlt.“

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BIF I "Charles Darwin - Die geschlechtsmürrische Arbeitsbiene"

Die geschlechtsmürrische Arbeitsbiene –
Charles Darwin im Foyer der Renée-Sintenis-Grundschule
Zwei behäbige Ledersessel, auf dem Beistelltischchen dazwischen Gläser, Blumen, ein Buch. Eine Stehlampe wirft warmes Licht auf den gemütlichen Sitzplatz. Noch ist er verwaist, doch ein Hauch von Weißwein und Lachs, der durch den Raum zieht, lässt vermuten, dass es hier gleich gesellig wird.

„Oh wie gemütlich eine Schule sein kann.“, ruft eine Frau erstaunt, als sie die Eingangshalle der Renée-Sintenis-Grundschule betritt. Die Sitzreihen blicken auf das behaglich hergerichtete Podium, liebevoll mit Rosenblättern geschmückte Bistrotische laden zum Verweilen ein, der ganze Raum ist in sanftes Licht getaucht.
„Meistens kommen Eltern ja mit einem unguten Gefühl in die Schule.“, sagt Schulleiter Stefan Albrecht zur Begrüßung. „Wir wollen das ändern. Wir wollen, dass Eltern und Lehrer mal zu einem entspannten, freudigen Anlass in die Schule kommen.“

Netzwerke will er schaffen und das Gemeinschaftsgefühl in der Schule stärken. Ein erster Schritt scheint getan: An diesem Abend ist klar, dass Eltern ganz schön viel auf die Beine stellen können, wenn sie sich zusammentun.

Das Klarinettenensemble ist eigentlich das Feierabendvergnügen eines Vaters, die gemütlichen Sessel stehen sonst beim GEV Vorsitzenden im Wohnzimmer, das Licht hat ein Vater installiert, der das auch beruflich macht, Feinkost John kennt man privat, die Buchhändlerin hatte ihre vier Kinder sämtlich an der Schule – so könnte es immer weiter gehen.
Die erste „Begegnung im Foyer“ ist eine Lesung. Autorin Petra Werner liest aus ihrem Neuen Buch: „Charles Darwin – die Entdeckung des Zweifels“
„das ist kein wissenschaftliches Buch, weil die Fußnoten fehlen.“, sagt Petra Werner  – eine Wissenschaftshistorikerin. Dieser Satz kann nicht wirklich beruhigen, man befürchtet schwere, trockene Kost – doch es kommt anders.

Sehr persönliche, ja intime Details verrät uns Petra Werner, die sich in jahrelanger Kleinarbeit in das Leben des berühmten Naturforschers eingearbeitet hat.

Sie erzählt, wie Darwin reagierte, als der junge Wissenschaftler Wallace seine große Evolutionstheorie ebenfalls entwickelte und den berühmten Kollegen in einem Brief um seine Meinung fragte. Wir erfahren, dass Darwin eigentlich ein Hypochonder war und auf welche Weise – nämlich mit kalten Güssen und mit Ammoniak getränkten Lappen – seine Frau dessen Leiden kurierte.
Überhaupt: seine Frau. Eigentlich eine Kusine aus der berühmten Wedgwood-Dynastie – und nicht unbedingt die Liebe auf den ersten Blick. Schwer hat er sich getan, der wunderbare Darwin. Heiraten, oder nicht heiraten – das war hier die Frage. Ganz Wissenschaftler, griff er zu einer Mehtode, die er sich von Hegel abgeschaut hatte: er fertigte eine Liste an: links ja zum Eheleben, rechts nein.
Dieser „blaue Bogen“  ist heue noch erhalten, Petra Werner hat ihn studiert. Für die Ehe spräche, so Darwin, dass man einen Gefährten im Alltag hätte, der einen liebt und versteht – aber: „reicht da nicht auch ein Hund?“ Ohne Ehe, notiert der große Forscher, werde er als „unterleibsmürrische, geschlechtslose Arbeitsbiene“ sterben.
Fazit seiner Überlegungen, am Ende der Liste mit vier Ausrufezeichen notiert: Heiraten!!!!
Auch die Details seines Ehelebens verrät die Autorin. Das Paar bekam zehn Kinder und Darwins Frau litt wohl mehr unter der Sammelleidenschaft ihres Mannes als unter dessen Arbeit.
Nach der Lesung stehen Eltern und Lehrer noch lange beisammen, genießen Fingerfood und Wein und unterhalten sich mal nicht über  Kinder und ihre Noten. Alle sind sich einig: in einem halben Jahr wollen sie sich wieder begegnen - im Foyer der Renée-Sintenis-Grundschule.